Stressfrei durch den Alltag, ist es nicht das, was wir alle wollen? Wir unterhalten uns mit Kolleg:innen, Freunden, Bekannten oder mit der Dame an der Supermarktkasse. Aus einem Gespräch heraus sind wir manchmal genervt oder verärgert und das teilweise völlig ohne Grund. Ja, für dich gab es in diesem Moment wahrscheinlich sehr wohl einen Grund, negative Gedanken zu entwickeln. Aber hast du dir dabei überlegt, auf welcher Ebene die Unterhaltung stattfand?
Wir Menschen kommunizieren immer. Wir vermitteln bewusst oder unbewusst Botschaften, die unterschiedlich wahrgenommen werden können. Es gibt keinen Moment, in dem wir nicht kommunizieren. Sei es über unseren Ausdruck, unsere Mimik, Gestik oder die gesamte Körpersprache. Aber auch die Worte, die wir sagen, können von unserem Gegenüber falsch interpretiert werden. Nach dem Vier-Ohren-Modell kann das Gesagte auf unterschiedliche Weise verstanden werden.
Das kann zu Konflikten und Missverständnissen führen, dort, wo eigentlich gar keine sind. Und das, obwohl Kommunikation doch eigentlich so einfach sein müsste. Schließlich sagen wir etwas und unser Gegenüber nimmt es auf. In der Realität ist das aber nicht immer der Fall.
Wer das Vier-Ohren-Modell erst einmal verstanden hat, kann viel offener und aufmerksamer durch die Welt gehen und auf eine verständnisvollere Art kommunizieren, aber auch wahrnehmen.
Was ist das Vier-Ohren-Modell?
Das Vier-Ohren-Modell, auch Kommunikationsquadrat genannt, ist ein wichtiger Part in der Kommunikationspsychologie und wurde von Friedemann Schulz von Thun entwickelt. Er geht bei seinem Modell davon aus, dass eine Botschaft auf viele verschiedene Weisen wahrgenommen werden kann. Eine Message geht immer von einem Sender zum Empfänger und kann dabei vier verschiedene Aussagen enthalten. So stellt er Kommunikation vereinfacht dar und hilft dabei, sein Gegenüber in seinem Denken, Handeln und Fühlen besser zu verstehen. Je nachdem, für welches Ohr sich der Empfänger entscheidet, kann ein Gespräch einen ganz unterschiedlichen Verlauf annehmen.
Die vier Ebenen der Kommunikation
Hinter jeder Botschaft verstecken sich vier Seiten. Vier Ohren, mit denen wir Dinge wahrnehmen können. Meist reflektieren wir nicht einmal, wie das Gesagte gemeint war, sondern hören nur das heraus, was für uns in diesem Moment am naheliegendsten ist. Hierbei werden folgende Ebenen unterschieden:
- Sachebene: Was ist sachlich gesehen Inhalt der Nachricht? Worüber möchte mich mein Gegenüber informieren?
- Selbstkundgabe: Was sagt mir das Gehörte über die Person (Sender)? Was gibt die Person mit der Botschaft über sich preis?
- Beziehungsebene: In welcher Beziehung stehe ich zu meinem Gegenüber? Was halte ich von ihm und wie fühle ich mich von ihm behandelt?
- Appell: Was möchte der Empfänger mit seiner Botschaft erreichen?
Die Sachebene
In dieser Ebene des Vier-Ohren-Modells geht es rein um den Sachinhalt. Auf diesem Ohr empfangen wir die reinen Zahlen, Daten und Fakten einer Botschaft. Hier geht es weder um Emotionen, Hintergedanken oder Gefühle, sondern lediglich um die reine Information. Der Empfänger entscheidet zwischen wahr / unwahr, relevant / irrelevant und auch ob die Information ausreichend oder nicht ausreichend ist.
Sender: Übermitteln von klaren und deutlichen Informationen
Empfänger: Aufnahme der Botschaft über das Sachohr, ohne etwas in das Gesagte hineinzuinterpretieren.
Beispiel:
Die Ampel ist grün.
Sachohr: Die Ampel hat soeben auf Grün geschaltet.
Die Selbstkundgabe
Das Selbstkundgabe-Ohr versucht etwas in die gesagten Worte hineinzuinterpretieren. Denn jede Botschaft enthält gewollt oder ungewollt ein Stück unserer Persönlichkeit. Das können Gefühle, Werte, Bedürfnisse oder Sichtweisen sein, die wir mit unserer Nachricht zum Ausdruck bringen.
Sender: Die Botschaft wird entweder explizit, also ausdrücklich (Ich-Botschaft) formuliert oder impliziert, was einer indirekten Formulierung gleicht.
Empfänger: Indem der Empfänger die Nachricht mit seinem Selbstkundgabe-Ohr wahrnimmt, bildet er sich eine Meinung über den Sender.
Beispiel:
Die Ampel ist grün.
Selbstkundgabe-Ohr: Ich bin ungeduldig und habe es eilig. Du bist zu langsam.
Die Beziehungsebene
In der Beziehungsebene des Vier-Ohren-Modells geht es um die Beziehung zwischen Sender und Empfänger, wie er zu ihm steht und was er von ihm hält.
Hier spielt vor allem die nonverbale Kommunikation sowie direkte oder indirekte Formulierungen, Tonfall, Mimik und Gestik eine große Rolle.
Über das Beziehungs-Ohr wird Wertschätzung, Demütigung, Respekt oder Ablehnung vermittelt.
Sender: Direktes oder indirektes Mitteilen der Gefühle.
Empfänger: Beim Wahrnehmen der Nachricht über das Beziehungs-Ohr entstehen Emotionen, wie Missachtung oder das Gefühl, geachtet zu werden.
Beispiel:
Die Ampel ist grün.
Beziehungs-Ohr: Du benötigst meine Hilfe. Ohne mich hättest du nicht gesehen, dass die Ampel grün ist. Ich bin dir überlegen.
Der Appell
In dieser Ebene geht es um das Empfangen dessen, was der Sender dem Empfänger überbringen möchte: "Was soll ich tun oder unterlassen, denken oder fühlen?"
Denn mit dem Aussprechen einer Botschaft möchte der Sender etwas erreichen oder bezwecken. Das kann besonders in Form von Wünschen, Appellen, Ratschlägen oder Handlungsanweisungen geschehen.
Sender: Offenes oder verdecktes Übermitteln einer Message. Ein verdeckter Appell kann auf eine Manipulation hindeuten.
Empfänger: Durch das Appell-Ohr entscheidet der Empfänger, wie er auf die Botschaft reagieren möchte.
Beispiel:
Die Ampel ist grün.
Appell-Ohr: Fahr los, es ist grün!
In 3 Schritten zu weniger Missverständnissen im Alltag
Wo kommuniziert wird, entstehen Missverständnisse. Sicher hast du den Satz „Ich hab‘ das doch gar nicht so gemeint“ schon mindestens einmal im Leben gehört. Je nachdem, mit welchem Ohr wir hören, kann das Gespräch einen sehr unterschiedlichen Verlauf annehmen. Es werden Worte gesagt, Dinge unterstellt und schon staut sich ein Groll in uns an. Als Empfänger hast du immer die freie Wahl, auf welcher Seite du reagieren möchtest.
Bei einer Botschaft kommt es aber auch darauf an, in welchem Ton etwas gesagt wird und in welchem Kontext dies stattfindet. Während eine Botschaft für den Empfänger als unschöner Befehl oder gar Vorwurf verstanden werden kann, war sie vom Sender hingegen vielleicht nur als nette Hilfestellung gemeint. Folglich reagiert der Empfänger auf die Nachricht genervt und die Stimmung kippt.
Um Missverständnisse zu vermeiden, kannst du das Vier-Ohren-Modell im Alltag nun immer im Hinterkopf behalten und für dich anwenden:
Schritt 1: Kommuniziere klar und deutlich, was du vermitteln möchtest. Versuche, deine Botschaft so offen wie möglich zu kommunizieren, um eine falsche Interpretation zu vermeiden.
Schritt 2: Reflektiere deinen Dialog, bevor du voreilige Schlüsse ziehst. Hat dein Gegenüber das Gesagte wirklich so gemeint oder hast du etwas falsch verstanden? Mit welchem Ohr hast du bei dem Gespräch gehört?
Schritt 3: Analysiere, ob wirklich ein Konflikt besteht oder es sich lediglich um ein Missverständnis handelt. Bei Unklarheiten gilt vor allem eins: Nachfragen und offen kommunizieren, wenn du dir unschlüssig bist, ob womöglich eine Fehldeutung vorliegt.
Mit Positivität durchs Leben – Shine bright!
Ja, manche Menschen besitzen die Kunst, Botschaften ungewollt negativ zu formulieren. Die Folge: wir sind verärgert oder verletzt und die Wut in uns staut sich. Aber weißt du was?
Lass dich nicht von der Negativität anderer herunterziehen!
Es ist deine Energie, die du dafür aufbringst, dich aufzuregen und das über meist total unnötige Lappalien. Lass dir nicht den Tag vermiesen durch schlecht gelaunte Menschen. Denn das Leben ist viel zu kurz und wertvoll, um es mit Negativität zu füllen. Du entscheidest, wie du auf eine Botschaft reagierst. Ob du dem Sender mit Negativität oder Positivität gegenübertrittst und auch, welche Gefühle du in deinem Inneren zulässt.
Fazit
Nach dem Vier-Ohren-Modell kann eine Botschaft auf vier unterschiedliche Weisen wahrgenommen werden. So kann eine Nachricht auf dem Weg vom Sender zum Empfänger zu unterschiedlichen Sichtweisen führen. Schulz von Thun unterscheidet zwischen der Sachebene, Selbstkundgabe, Beziehungsebene und dem Appell. Wenn du im Alltag diese vier Ebenen im Hinterkopf behältst, ist es dir möglich, dein Gegenüber besser zu verstehen und Missverständnisse zu vermeiden. Dadurch kannst du Konflikten aus dem Weg gehen und so einen positiveren Alltag führen.
Ist es nicht das, was wir alle wollen?
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