Das Lesen dieses Blogbeitrags wird dich 12 Minuten deiner unglaublich wertvollen Zeit kosten.
Dafür danke ich dir im Voraus!
Wenn du jetzt denkst: „12 Minuten? In dieser Zeit könnte ich noch so viele andere Dinge erledigen.“
Ja, glaube ich dir!
Deine To-do-Liste ist wahrscheinlich heute mal wieder viel zu lang und der Tag zu kurz.
Dennoch möchte ich dir heute diese 12 Minuten schenken und nicht abjagen!
Ich nehme dich mit auf eine Reise, die dich sprachlos machen wird.
Eine Reise, über das Worte finden, die deine alte Küchenuhr für einen Moment zum Stehen bringt.
Ich freue mich darauf, die nächsten Minuten ganz ungestört mit dir verbringen zu können und widme dir von Herzen meine Zeit, die mich das Schreiben dieses Blogbeitrags gekostet hat.
Und am Ende, bin ich mir sicher, wirst du reicher sein als je zuvor - nicht nur reich an Zeit!
Die Geburt (d)einer Geschichte
Da bist du nun. Wärme, Liebe und Milch sind deine Nahrung.
Du kommst auf diese Welt, ohne Worte im Gepäck. Sie werden dir erst viel später auf deiner Reise durchs Leben begegnen.
Du kommunizierst mit deiner ganz eigenen Ton- und Lautsprache, sowie mit deinen winzig kleinen Händen und Füßen.
Passt dir etwas nicht, machst du lautstark auf dich aufmerksam. Dann fuchtelst du wie wild mit Armen und Beinen, schreist so lange ohrenbetäubend, bis dich jemand hört und hoffst, dass jemand deine Not versteht.
Sind deine Bedürfnisse erfüllt, kannst du dich endlich entspannen.
Jetzt brabbelst du glücklich vor dich hin. Mit deinen funkelnden Augen zauberst du jedem, der dir begegnet, ein Lächeln ins Gesicht. Damit stellst du sogar die Sonne in den Schatten. Von Natur aus hast du einen ziemlich großen Kopf, deine Augen wirken riesig, fast wie aus einem Comic. In Summe ergibt das ein niedliches, zerbrechliches kleines Menschenkind. Dabei verfolgt dein Aussehen nur ein Ziel: Jemand soll sich um dich kümmern, möglichst freiwillig.
Denn du bist auf Hilfe angewiesen, sprechen kannst du noch nicht. Es fehlen dir die nötigen Worte.
Hast du also die Windeln voll oder dein kleiner Bauch knurrt vor Hunger, musst du dich bei deiner Außenwelt bemerkbar machen. Erst viel später wirst du die richtigen Worte finden, lernst dich mit ihnen auszudrücken und kannst so deine Wünsche viel leichter kommunizieren.
Blütezeit deines Lebens
Bist du einmal erwachsen geworden, helfen dir deine Worte, dein Innerstes nach außen zu tragen.
Du kannst aufregende Gefühle mit deinen Herz-Menschen teilen, sie an deinem Leben teilhaben lassen. Besondere Momente und Erinnerungen lassen dich mit Freunden oft stundenlang, ein Glas Wein in der Hand, auf dem Sofa philosophieren.
Es ist unglaublich schön anderen dabei zuzuhören, wie ihre Worte zu Geschichten werden und dir ganz oft eine Gänsehaut verpassen.
Worte sind so viel mehr als nur aneinandergereihte Buchstaben, sie geben Dingen eine Bedeutung, lassen dich mit anderen Menschen mitfühlen und sie besser verstehen.
Manchmal brodeln sie auch so lange in deinem Kopf herum, bis sie lautstark auf den Tisch geschmissen werden. Das hast du bestimmt auch schon erlebt, so ein heilsames Gewitter. Wenn es aus dir herausplatzt und plötzlich Worte regnet, begleitet von Blitz und Donner.
Worte bewegen so unglaublich viel, sie sind ein großer Teil deines Alltags und kaum wegzudenken.
Durch sie kannst du kommunizieren und deine Geschichten bunt ausmalen.
Du kannst Dinge erfragen und so deine unbändige Neugier befriedigen.
Dabei spielt es weniger eine Rolle, ob du die Worte sprichst, sie zu Papier bringst oder dich mit deinen Händen über Zeichensprache mitteilst.
Zeit der Veränderung
Heute ist der 9. September 2020.
Du bekommst ein lieblos ausgedrucktes, verstaubtes Stück Papier in die Hände gedrückt.
Nachdem du die Eselsohren geglättet hast, beginnst du aufgeregt zu lesen. Doch du verstehst nichts!
Die Buchstaben verschwimmen. Nichts ergibt einen Sinn und du reichst das Blatt Papier an deinen aufgeregten Mann weiter, der mit schweißgebadeten Händen neben dir sitzt. Was du nicht weißt, deine Welt beginnt sich genau jetzt um 180 Grad zu drehen. Dein Leben wird sich von Grund auf verändern. Kein Stein wird mehr auf dem Anderen liegen bleiben.
Noch bevor es möglich ist, alle Informationen auf dem Blatt zu lesen und zu verdauen, werdet ihr schutzlos zur Tür hinausgeschoben. Begleitet von den Worten: „Der nächste Patient wartet schon!“
Beiläufig wird dir noch schnell klargemacht, dass es für diese Erkrankung bisher keine Behandlungsmöglichkeit oder Heilung gibt. Daher müsste man auch keinen neuen Termin vereinbaren.
Diagnose: Progrediente Aphasie.
Wie bitte? Was ist das denn?
Im Grunde genommen verlernt dein Gehirn ganz langsam, welche Bedeutung Worte haben. Zusammenhänge werden nicht mehr verstanden und es fällt dir zunehmend schwer, selbst die richtigen Worte zu finden.
Das kannst du dir nicht vorstellen?
Es führt am Ende sogar dazu, dass du ganz verstummst.
Kein einziges Wort mehr wird deine Lippen verlassen, wieder kannst du keine Worte finden.
Du bist wieder so hilflos wie ein Baby und musst mit Lauten, Händen und Füßen auf dich aufmerksam machen.
Du hast noch nicht alles gesagt?
Das wirst du auch nicht mehr. All deine inneren Dialoge wird niemand mehr zu hören bekommen.
Wie viel du von unseren Worten noch verstehst, kannst du uns nicht mehr mitteilen.
Und als ob das nicht genug wäre, gibt es noch eine kleine, aber feine Nebendiagnose:
eine seltene Form der Demenz.
Zu allem Übel wirst du nun auch irgendwann nicht mehr in der Lage sein, dir deine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.
… spulen wir etwas vor.
Es ist heiß draußen, die Sonne knallt ans Terrassenfenster. Heute kommt Besuch.
Auf dem Tisch steht neben einem leckeren Schokoladenkuchen und Melone, eine frisch gebrühte Tasse Kaffee und eine eisgekühlte Flasche Sprudelwasser.
Deine wüstentrockene Kehle schreit nach Flüssigkeit.
Leider kannst du selbst inzwischen die Flasche nicht mehr öffnen. Deine Feinmotorik hat den Geist aufgegeben. Du starrst auf die Flasche und hoffst, dass jemand deine Not versteht und dir die Flasche öffnet. Dann schnell ein Glas Wasser einschenkt und an deine ausgetrockneten Lippen heranführt, sodass du endlich trinken kannst. Das Glas selbst zu halten, ist mittlerweile nämlich auch schon eine große Herausforderung.
Eine Stunde später wollen Kaffee, Wasser und der Saft der Melone deinen Körper wieder verlassen.
Du kannst wieder keine Worte finden, um dich mitzuteilen.
Die Kinder toben inzwischen um den Esstisch herum und spielen Fangen. Die Erwachsenen sitzen immer noch am Tisch und sind zum Verdauungs-Likörchen übergegangen. Aber niemand sieht, was du sagen möchtest. Gerne würdest du lauthals rufen, dass du auf die Toilette musst oder so fest auf den Tisch hauen, dass alle verstummen.
Aber beides geht nicht mehr. Dir bleibt nichts anderes übrig, als der Natur ihren Lauf zu lassen und zu hoffen, dass die Windel alles aufsaugen kann und nicht überläuft.
Und trotzdem liebst du es, Besuch zu haben. Inmitten des Trubels, den Gesprächen zu lauschen, lässt dich lebendig fühlen.
Am Abend fällst du völlig erschöpft ins Bett und noch bevor dein Kopf das Kissen berührt, schläfst du tief und fest ein.
Realitätscheck - Ein Leben ohne Worte?
Das klingt alles ein bisschen verrückt?
Zu weit weg von der Realität? Alles nur eine Geschichte?
Leider NEIN.
Es gibt Sie, diese eine Person in meinem Leben, die ihre Worte verloren hat.
Ihre Fähigkeit zu kommunizieren ist bis auf ein paar wenige starre Blicke extrem eingeschränkt.
Ich wünschte auch, es wäre nur eine Story.
Aber nun steh´ ich hier, mitten im Leben, als Mutter zweier wunderbarer Söhne und stelle mir die ein oder andere Frage.
Was hätte ich noch fragen oder sagen wollen?
Vielleicht …
Was ist deine glücklichste Erinnerung an uns?
Was ist das Schönste, was du je erlebt hast?
Gibt es noch Familiengeheimnisse?
Was wünschst du mir oder meinen Kindern am meisten?
Eine Antwort kriege ich nicht.
Zumindest nicht von ihr, meine Mutter bleibt stumm.
Ich bin mir sicher, gerne würde sie die passenden Worte finden, aber die Suche bleibt erfolglos.
Worte spielen in meinem Leben eine große Rolle, ich bringe sie aufs Papier und lasse sie für mich sprechen.
Schon verhext, dass ausgerechnet eine mir nahestehende Person nichts damit anfangen kann.
Jetzt bin ich selbst Mutter und so einige Dinge gehen mir dabei in meinem Alltag nicht aus dem Kopf.
Vielleicht sage ich deshalb meinen Jungs so oft, dass ich sie liebe und sie etwas ganz Besonderes sind. Nicht nur für mich, sondern auf dieser Welt! Und sie sich von nichts und niemandem aufhalten lassen sollen, für sich einstehen und sich mitteilen dürfen.
Das wäre zumindest die Antwort auf die Frage: „Was hättest du mir noch sagen wollen?“, wenn mich einer meiner Söhne fragen würde.
Zwischen den Zeilen würden sie dann lesen können:
Du bist wertvoll. Geliebt. Einzigartig. Genau richtig, wie du bist!
Wozu also Zeit verschwenden?
Dieser Blogartikel hat rund 1500 Worte.
Was würdest du machen, wenn du nur noch 1500 Worte in deinem Leben hast?
Was würdest du fragen?
Was würdest du sagen?
Und vor allem, zu wem?
Heute schenke ich dir die Zeit und die Möglichkeit, deine Fragen zu stellen. Ganz egal ob deiner Mutter, deinen Großeltern, deinem Freund oder einer ganz besonderen Person in deinem Leben.
Wer kommt dir jetzt in den Sinn?
Welche Fragen hast du an ihn oder sie?
Gibt es etwas Unausgesprochenes?
Dann raus damit, denn du kannst noch Worte finden! Also Warte nicht mehr länger. Gib deinen Gedanken einen Raum, forme sie zu Worten und trage sie hinaus in die Welt.
Und nebenbei erwähnt, es gibt keine dummen Fragen!
Fazit
Am Ende ist eines klar:
Wir bereuen nicht, zu viele Fragen gestellt oder zu viele Antworten bekommen zu haben.
Es bleiben die unbeantworteten Fragen und unausgesprochenen Worte, die uns viel mehr bewegen werden.
Hast du noch Tipps, Fragen oder Anregungen? Schreibe es gerne in die Kommentare!
MERCI an dieser Stelle an Aline, Autorin dieses Blogartikels und Teilnehmerin unseres Copywriting-Mentorings „Clear Words - Schreib´ dich frei!“.
Nimm gerne persönlich Kontakt zu Aline auf: copywriting@bauchkind.de
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